In letzter Zeit drehte sich in unserem Blog vieles um E-Mails und deren Sicherheit. Wir dachten uns, dass wir dabei ein wenig die Geschichte der E-Mail vernachlässigen, und nahmen uns die Zeit, ein wenig auf die Anfänge der E-Mail und ihres Schöpfers Ray Tomlinson einzugehen. Dabei kam heraus, dass die E-Mail in ihrem Entwicklungsprozess ein Nebenprodukt der Internetentwicklung war und keiner sie als besonders wichtig einstufte.
Die Geschichte der E-Mail beginnt im Winter 1971, Ray Tomlinson arbeitete in dem Forschungsunternehmen Bolt, Beranek and Newman (BBN) an dem Arpanet, dem Vorläufer des Internets. Um sich gegenseitig Informationen zu hinterlassen und mitzuteilen, nutzten die Forscher ein lokales Mailbox-System, das SNDMSG. Dies funktionierte, indem eine Person etwas in eine Datei schrieb, welche eine andere Person auf dem selben Computer später abrufen und ihr auch etwas hinzufügen konnte. Das Datenübertragungprogramm in diesem Netzwerk, welches 1971 bereits 15 Standorte miteinander vernetzte, war das CPYNET. Es basierte noch auf dem Vorgänger von TCP/IP, dem NCP, an dessen Entwicklung Tomlinson auch beteiligt war.
Ray Tomlinson kombinierte, entgegen seines eigentlichen Arbeitsauftrages, diese beiden Programme in 6 Stunden Programmierarbeit, ermöglichte so die Nutzung des Mailbox-Systems über das Netzwerk und erschuf somit, ohne es zu wissen, den wohl meistgenutzten Internet-Dienst der Welt. 1971 konnte kein Entwickler von BBN die Tragweite von Tomlinsons Entwicklung auch nur annähernd erahnen. Als Tomlinson jemandem sein Programm das erste Mal vorstellte, sagte dieser nur:
„Don’t tell anyone! This isn’t what we’re supposed to be working on.“
(Zu Deutsch: „Erzähle es keinem! Das ist nicht das, woran wir eigentlich arbeiten sollten.“)
Da SNDNSG damals dafür konzipiert worden war, nur auf einem Computer zu laufen und gerade einmal die verschiedenen Benutzer zu unterscheiden, musste Tomlinson die Adresse um einen Host erweitern. Auf der Suche nach einem Zeichen, welches in der Schriftsprache nicht vorkam, fand er in der Zeichentabelle des Großrechners das @-Symbol. Dies erfüllte die Bedingungen eines Symboles, welches in der Schriftsprache keine Verwendung fand. Mit dem @ war eine eindeutige Trennung ohne Weiteres möglich und von der Benennung her (als „at“ = bei) passte es auch.
Ray Tomlinson erinnert sich nicht mehr, was er in die erste E-Mail, die er schickte, geschrieben hat. Wahrscheinlich sei es etwas Willkürliches wie die erste Buchstabenreihe einer amerikanischen Tastatur gewesen. In der ersten E-Mail, die er seinen Kollegen aber schickte, erklärte er, wie sein Programm funktioniert und die Bedeutung des ‚at‘-Symbols. Im weiteren Verlauf wurde Tomlinsons Konzept der E-Mail immer weiter entwickelt. Es durchging mehrere Stadien, bis John Vittal 1975 MSG vorstellte. MSG gilt dank seines Funktionsumfangs als erstes modernes E-Mail-Programm der Welt. Es beherrschte das für 1975 revolutionäre Bewegen, Weiterleiten und Beantworten von E-Mails.
Tomlinson, der an der weiteren Entwicklung der E-Mail nicht mehr beteiligt gewesen war, sagt heute: „Es ist nett, wenn Leute über meine Erfindung reden, aber es ist nicht das Zentrum meines Lebens.“ Er verdiente nie Geld an seiner Erfindung und arbeitete bis zu seinem Ruhestand bei BBN. Ray Tomlinson ermöglichte uns, die E-Mail zu nutzen, ohne Porto zahlen zu müssen. Danke!